Da Z. keine Zeit hatte, bat er Jackie (sie heißt in Wirklichkeit anders, aber ich will ihr keine Probleme bereiten...) mich am Vormittag abzuholen. Unsere Auswahl an Sehenswürdigkeiten war etwas limitiert, da schon wieder ein Feiertag ist. Der schiietische Islam ist da vergleichbar mit dem Katholizismus. Wir verehren unsere Märtyrer als Heilige, die gefallenen Imame werden ebenfalls gefeiert. Die Sunniten sehen das ein wenig anders ;)
Am besten lernt man eine Stadt zu Fuß kennen. Erstes Ziel war der 3 km entfernte Künstlerpark, der sich in der Nähe der US-Botschaft befindet. Die ehemalige Kaserne wird heute als Museum und Theater genutzt. Nach einem kleinen Rundgang ging es weiter zur (ehemaligen US-Botschaft). Mich interessierten vor allem die Bilder/grafiti auf der Grenzmauer. Propaganda vom feinsten ;)
Nachdem es leicht regnete und es nur ein paar Grad über 0 hatte, nahmen wir die U-Bahn zum nächsten Park. Üblicherweise herrscht Geschlechtertrennung in den Waggons, doch in den hinteren Waggons war es ziemlich gemischt und Jackie meinte, dass dies aufgrund des Feiertages heute lockerer gesehen wird, bzw. gilt dies auch bei Überbelegung. Die Distanzen zwischen den Stationen sind mit denen der NYer Metro vergleichbar. Im weiteren Stadtgebiet von Teheran leben ja doch über 13 Mio. Menschen, also eine komplett andere Dimension als Wien.
Zur Stärkung suchten wir nach der Fahrt ein Cafe auf und aßen eine Kleinigkeit, das Wetter war nach wie vor unverändert. Es ist sehr interessant etwas über das Leben hier von meiner Generation zu erfahren. Das Leben in Teheran ist extrem teuer, vor allem die Mieten. Die Jobaussichten sind auch nicht gerade rosig und teilweise sehr schlecht bezahlt. Jackie kommt monatlich gerade über die Runde, da ist ein Urlaub im Ausland einfach unleistbar. Auch der Wunsch nach Kinder hält sich bei den gutausgebildeten Teherani in Grenzen. In einer ökonomisch angespannten Situation ist das gut verständlich, wer will ein Kind groß ziehen, wenn gerade genug Geld für das eigene (Über)leben vorhanden ist.
Nach einem längeren Fußweg erreichen wir den Mellat-Park. Es ist der größte Park in Teheran, weitere Bilder folgen nach dem Trip:
Nachdem wir durch das Spazieren durch den Park ein wenig die Zeit übersehen haben, nahmen wir einen Bus zurück ins Zentrum. Da in den Öffis Geschlechtertrennung herrscht, verhandelte Jackie kurz mit dem Schaffner, damit wir gemeinsam reisen konnten. Mit den ganzen Regeln und Vorschriften sieht man es anscheinend nicht ganz so eng. Die Busfahrt war ziemlich angenehm. Wir saßen im Männerbereich und hier was es ziemlich ruhig, das Geräusch schreiender Babies war weit entfernt; das könnte man vielleicht auch in Wien einführen... ;)
In den Gesprächen und auch den Beobachtungen wird mir bewusst, dass die revolutionäre Kraft klar von den Frauen ausgeht. Als Mann wird man vom Regime im Alltag in Ruhe gelassen und man ist bereit mit den Einschränkungen zu leben. Es gibt offiziell keine Nachtclubs und keinen Alkohol, aber was tatsächlich passiert, ist wieder ein anderes Thema. Frauen spüren die Unterdrückung täglich, die meisten Verbote sind an sie gerichtet.
Wieder im Zentrum trafen wir dann auf Z., der fast eine Stunde auf uns gewartet und wie üblich, zu luftiges Gewand trug. Das könnte sich später rächen. In einem traditionelle Lokal bestellte ich wieder etwas mit Kebap. Im Zweifel einfach etwas mit Kebap bestellen, das schmeckt meistens sehr gut. Wir hätten auch die Möglichkeit gehabt, eine Shisha zu rauchen, aber da ich immer noch eine Husten hatte, hielt ich das für keine gute Idee.
Eine toller Brauch, finde ich, ist das Teetrinken nach der Mahlzeit. Schwarzer Tee, versüßt mit einen Safranzuckerstäbchen. Das könnte man sich auch bei uns angewöhnen ;)
Der 21.12. hat in seiner Funktion als längste Nacht wohl weltweit wichtige Bräuche, Weihnachten wird nicht ohne Grund um diese Zeit gefeiert. Im Iran trifft man sich meist im privaten Rahmen. Z. ist auf so einer Feier eingeladen und nachdem es dort angeblich Alkohol gibt, bin ich natürlich dabei ;)
Die Details zur Feier folgen zu gegebener Zeit...